Es ist früher Nachmittag und Achim Wack ist bei der Dienstübergabe im „Haus St. Barbara“. Die wichtigsten Fakten und ein paar freundschaftliche Worte mit den Kollegen*innen austauschen, ein paar herzliche Abschiedsgrüße in Richtung der Bewohner*innen, bevor er die kurze Strecke nach Hause fährt. Er fühlt sich zufrieden, er fühlt sich gebraucht – dort, im „Haus St. Barbara“, wo die Bewohner*innen und Arbeitskollegen*innen ihn, den früheren Fließbandarbeiter und Pflege-Neuling, so offen aufgenommen haben.
Achim Wack ist 52 Jahre alt als die Pandemie, die ohnehin gebeutelte Automobilindustrie im Saarland schwer trifft. Nach wochenlanger Kurzarbeit beginnt in seiner Firma der Stellenabbau. Sein Arbeitgeber bietet ein Programm an, dass einen freiwilligen Weggang aus der Firma und eine berufliche Neuorientierung für Mitarbeiter erleichtern soll. Und Achim Wack ergreift die Chance.
Schon als sich die Lage in seiner Firma weiter zuspitzt, ist in ihm ein Gedanke herangereift: Warum nicht dort helfen, wo er was bewerkstelligen kann? Die Nachrichten zeigen derweil Bilder von Pflegekräften und Ärzten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen, die an ihre Grenzen gehen, während ein Großteil von Deutschland dazu verdammt ist, den Kampf des Pflegepersonals vom Sofa aus zu verfolgen. Er beginnt seinen Arbeitskollegen von seinen Gedanken zu erzählen und erntet zunächst einmal skeptische Blicke.
Ein Praktikum schafft Klarheit
Achim Wack lässt sich davon nicht irritieren. Er verlässt seine Firma und beginnt nach einer Pflegeeinrichtung zu suchen. Ganz in der Nähe seines Wohnortes Eimersdorf wird er fündig. Das alte Gebäude, an dem er schon unzählige Male vorbeigefahren ist und dem er nie besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat, rückt in seinem Fokus. Er bewirbt sich für ein erstes Praktikum im „Haus St. Barbara“ in Rehlingen-Siersburg, im Ortsteil Fremersdorf. „Ich wollte erst einmal sehen, ob die Pflege auch wirklich das Richtige ist. Ein Praktikum von mehreren Wochen war deshalb die ideale Lösung. Ich würde jedem, der an einer Ausbildung interessiert ist, immer empfehlen ein Praktikum zu machen. Nur so kann man erkennen, ob der Job wirklich das Richtige ist,“ sagt der heute 53-Jährige.
Im Haus „St. Barbara“ begegnet man dem Praktikanten unvoreingenommen und offen. Den unscheinbaren Eindruck des Gebäudes machen die neuen Kollegen*innen und die Bewohner*innen der familiären Einrichtung tausendfach wett. Vier Wochen bleibt er zunächst. Ein zweites Praktikum von sieben Wochen schafft endgültige Klarheit. Achim Wack möchte in der Pflege mit Senior*innen arbeiten und vor allem im „Haus St. Barbara“. Ihm gefällt der familiäre Umgang in der Einrichtung. Die Arbeitskollegen*innen sind herzlich, die Bewohner*innen dankbar und zufrieden. „Die Pflege und Betreuung im ‚Haus St. Barbara‘ ist wirklich gut“, schwärmt Wack. Und er geht noch weiter: „Sollte es irgendwann einmal notwendig werden, wäre die Einrichtung auch meine erste Wahl für meine Eltern. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen.“
Wertschätzung erleben
Mittlerweile arbeitet er im „Haus St. Barbara“ als Pflegehelfer und hat sich für eine Ausbildung zur Pflegefachkraft im Oktober 2021 beworben und bereits die Zusage erhalten. Ihm gefällt vor allem die Vielschichtigkeit der Aufgaben, insbesondere die der Pflegefachkräfte: „Ich durfte auch den Pflegefachkräften über die Schulter schauen und bin begeistert, wie vielschichtig und anspruchsvoll die Aufgaben doch sind. Schon der Umgang mit den Medikamenten erfordert wichtige Kenntnisse. Ich glaube viele ahnen gar nicht, wie viel Wissen und Können die Arbeit erfordert.“
Der Umgang mit den Senior*innen gibt ihm viel zurück. Vorher hatte er auf der Arbeit nur mit seinen Kolleg*innen zu tun; jetzt belohnen ihn die Bewohner*innen für seine Mühen auch mal mit einem Lächeln oder einem „Danke“. „Ich dachte früher, dass nur das zählt, was ich mit meinen Händen schaffe und wo ich das Ergebnis sehen kann. Aber bei der Arbeit mit Menschen nehme ich vielmehr mit.“
Auch sein Umfeld ist stolz auf ihn. Die Reaktionen sind mittlerweile durchweg alle positiv. Die anfängliche Skepsis, ob er es durchzieht, ist durch Anerkennung ersetzt worden. „Auch meine Eltern sind stolz über meinen beruflichen Wechsel.“ Und für alle, die Angst vor dem großen Schritt haben, sich neu zu orientieren, hat er einen Rat: „Einfach mal den Mut haben!“ Für ihn hat sich sein Mut ausgezahlt, er ist jetzt superrelevant, wie es beim Schwesternverband heißt.
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